Union Lüdinghausen hat am Wochenende mit der Vorbereitung auf die neue Spielzeit begonnen. Ein konkretes Ziel gibt der Coach, Yannick Gieseler, nicht vor. Aus Gründen Von Florian Levenig | WN
Die Sonne brennt schon am Vormittag. So wie sie das fast immer tut, wenn die Fußballer des SC Union Lüdinghausen zu Trainingsauftakt und Teampräsentation bitten. Dabei ist ja nach diesem Annus horribilis nichts mehr so, wie es war am Westfalenring. Was wenig mit der Seuchensaison 2023/ 24 und ganz viel mit dem tragischen Tod eines jungen Sportskameraden zu tun hat. Aber da es ja irgendwie weitergehen muss bei den Nullachtern, ist dieser freundliche Frühsommertag doch kein schlechter Moment für den Re-Start.
Es wird – oder täuscht der Eindruck? – einen Tick weniger geflachst als in früheren Jahren, wenn sich bei der Aufstellung zum offiziellen Mannschaftsfoto mal wieder einer, der aufgrund seiner Körperlänge eindeutig in die dritte Reihe gehört, auf die vordere Bank verirrt. Oder vergisst, die Stutzen gescheit hochzuziehen (und sich dafür den Rüffel von Daniel Schürmann, sportlicher Leiter und Zeremonienmeister, abholt).
Erste Übungseinheit
Ansonsten wirken Spieler und Staff: konzentriert. Yannick Gieseler, der Chefcoach, beantwortet gern die WN-Fragen, freut sich aber noch mehr darauf, nach einigen Minuten die erste Übungseinheit leiten zu dürfen. Ein Hauch Normalität, Routine – das ist es, was sie in diesen Tagen beim hiesigen A-Ligisten unbedingt nötig haben.
Worauf sie indes gut verzichten können, ist eine Kampfansage Richtung Konkurrenz. Eine konkrete Zielvorgabe. Albern fände das der Trainer. 2022, in Gieselers ersten Jahr, war Union angetreten, um oben mitzumischen. Und weil das so wunderbar geklappt hatte, wollten sie in der Folgesaison ganz oben angreifen. Das Ergebnis ist bekannt. Weil, in allen Mannschaftsteilen, Leistungsträger teils über Monate – oder im Falle von Goalgetter Nils Husken (35 Buden) sogar ein ganzes Jahr – ausfielen, verabschiedeten sich die Lüdinghauser bereits Ende der Hinrunde aus dem Titelrennen.
Junges Trio in der Zentrale
Und: Mit Christoph Blesz (Laufbahnende) verliert nicht nur Union, sondern die ganze Liga ihren versiertesten Flemmer. Nicht falsch verstehen: Gieseler ist von der Qualität seiner recht jungen Truppe absolut überzeugt. Die habe ja schon zum Ende der Rückrunde gezeigt, dass sie an guten Tagen keinen Gegner fürchten muss. Insbesondere auf Mathis Wichmann, Paul Brüning und Felix Heck, das Trio in der Zentrale, setzt der Coach große Stücke: „Aber die Burschen sind alle Anfang 20. Von denen darf man nicht verlangen, dass sie konstant über eine ganze Saison performen.“ Auch deshalb unterlässt er es diesmal tunlichst, zur Jagd auf die Meisterschaft zu blasen.
Der einstige Defensivstratege wäre sicher schon froh, wenn es künftig nicht mehr ganz so häufig im eigenen Kasten scheppert. 63 Treffer schluckte die ständig umformierte Abwehr, nur sechs Konkurrenten waren hinten anfälliger. Immerhin: Besserung scheint in Sicht, da Miguel Schürmann wieder an Bord ist und mit Jonas Goßling, der zudem als Co-Trainer fungiert, ein Mann mit Westfalenligavergangenheit zum Team stößt.
Zwei Mann aus der B-Liga, einer aus der U19
Die Allrounder Max Radke (vom FC Nordkirchen 2 gekommen) und Daniel Ulrich (aus Südkirchen) bringen laut Gieseler „Dynamik und Agilität“ mit, müssten sich aber an das Niveau eine Klasse höher rantasten. Moritz Ruprecht ist nach einjähriger Auszeit zurück, Angreifer Luis Brinkmann hat im ersten A-Jugend-Jahr (30 Treffer) aufhorchen lassen und erhält ein Doppelspielrecht.
Überdies hoffen sie im 08-Lager darauf, dass Linksaußen Niklas Hüser nach einer ganzen Reihe schwererer Blessuren dauerhaft gesund bleibt und zu alter Stärke zurückfindet. „Niki ist einer, der an guten Tagen aufgrund seines Tempos sowie seines technischen Vermögens den Unterschied macht und in der Liga seinesgleichen sucht“, so Gieseler.
Ihr erstes Testspiel bestreiten die Schwarz-Roten am Sonntag (7. Juli), 15 Uhr, bei GW Amelsbüren (Kreisliga A2 Münster), die Pflichtspielpremiere steht drei Wochen später, gleiche Zeit, an. Dann empfängt Union in Kreispokalrunde eins den Klassenkonkurrenten DJK Vorwärts Lette.